Ein Halloween-Event der besonderen Art: Krimi-Autorin Ann Cleeves wurde in der Glasfachschule NRW mit dem Rheinbacher Glasdolch-Preis geehrt!
von Team Glasfachschule
Bereits zum sechsten Mal wurde am 31. Oktober der Rheinbacher Glasdolch-Preis an eine Koryphäe der Kriminalliteratur verliehen: Die Wahl der Jury fiel in diesem Jahr auf die englische Autorin Ann Cleeves, die bereits in über 20 Sprachen übersetzt wurde und besonders durch ihre Reihe um die Ermittlerin Vera Stanhope und die sogenannten Shetland-Krimis berühmt geworden ist. Zahlreiche ihrer Werke wurden auch verfilmt.
Der Termin für die Preisverleihung, für die Ann Cleeves – wie sie erst kürzlich in einem Interview bekanntgab – erstmalig nach Deutschland reiste, hätte nicht passender gewählt sein können, denn Halloween, jener Brauch, der einst aus dem englischsprachigen Raum zu uns kam, ist für viele „zum Gruseln schön“, genauso wie die Werke der Autorin.
Zwei davon („Die tiefste Nacht – Vera Stanhope ermittelt“ und „Die Nacht der Raben – ein Shetland-Krimi“) wurden von Schülerinnen und Schülern des Bildungsganges der Gestaltungstechnischen Assistenten der Glasfachschule (AG 24 a/b und AM 23) zunächst im Fach Deutsch/Kommunikation (Dr. Tanja Durchholz) gelesen und anschließend in den Fächern Gestaltungslehre (Johannes Neusel/Stephanie Mörs), Medientechnik und -design (Jörg-Steffen Claß) sowie Fotografie (Donald Kielty) inhaltlich so aufbereitet, dass eine die Preisverleihung begleitende Ausstellung mit zahlreichen interessanten Exponaten entstanden ist.
Gezeigt wurden beispielsweise Piktogramme, die markante Merkmale der Figuren in vereinfachender grafischer Darstellung wiedergeben. Auch animierte Charaktere und Fotografien zu Schlüsselszenen, die in Verbindung mit einer perfekt inszenierten Beleuchtung für die entsprechende Atmosphäre sorgten, waren Gegenstand der Ausstellung, die begeistert von der Autorin selbst sowie vom Publikum in Augenschein genommen wurde. Die Schülerinnen und Schüler der Glasfachschule hatten die Ausstellung einem Tatort entsprechend mit Leichenfundort und Absperrband sowie Aufklebern, die blutige Hand- und Fußabdrücke zeigten, hergerichtet und standen der Autorin und den Besuchern auf Englisch und Deutsch Rede und Antwort. Die SV versorgte die Gäste derweil gegen eine kleine Spende für die Abschluss-Kasse mit Getränken und Snacks.
Wie schon bei den vorangegangenen Preisverleihungen begrüßte zunächst Schulleiter Jochen Roebers die Gäste mit einleitenden Worten in seinem Haus, bevor der Bonner Kulturjournalist Dr. David Eisermann durch das abwechslungsreiche Programm führte und dabei immer wieder von Englisch auf Deutsch und umgekehrt übersetzte. Auch das Publikum konnte der Autorin Fragen stellen und Ann Cleeves verriet bei dieser Gelegenheit, dass es vorab keinen sogenannten Plot für ihre spannenden Geschichten gebe, sondern sie diesen erst im Prozess des Schreibens Kapitel für Kapitel entwickele. Damit sei ihre Position keine allwissende, sondern eher eine suchende wie die des Lesers, der mitdenke und mitfiebere, wie es im Handlungsverlauf weitergehen könnte.
Genau dieses Innehalten, den Atem anhalten, kaum abwarten können, was kommt, spürte man bei der sich anschließenden Lesung der Autorin. Sie hatte dafür ihren neuesten Roman „The Killing Stones“ ausgewählt, der um den aus den Shetland-Krimis bekannten Ermittler Jimmy Perez kreist, diesen aber in neuer Umgebung, nämlich den Orkney-Inseln ansiedelt. Das Publikum lauschte gebannt auf jedes Wort und quittierte die durchaus überraschende Wendung mit viel Applaus.
Die Laudatio hielt der Rheinbacher Verleger Winrich C.-W. Clasen, der den Preis ursprünglich ins Leben gerufen hatte. Er würdigte Ann Cleeves für ihr Lebenswerk und hob besonders die leisen Töne der Schriftstellerin hervor, denn auch mit ihrer Hilfe werde am Ende eines jeden aufgeklärten Verbrechens dem Gerechtigkeitssinn der Leserinnen und Leser Rechnung getragen.
Dann überreichte er den Preis, einen eindrucksvollen Glasdolch von etwa 30 cm Länge, der in den Werkstätten der Glasfachschule von den Meistern Elena Ritter und Eduard Peters gefertigt wurde. Die Geehrte nahm ihn freudestrahlend entgegen, nicht ohne sich zu fragen, was man wohl am Flughafen zu diesem potenziellen Mordwerkzeug sagen werde…
Nach Abschluss des offiziellen Teils konnte man der weltberühmten Autorin bei der Signierstunde noch einmal ganz nahekommen und viele begeisterte Fans nutzten dies, bis Ann Cleeves schließlich aufbrach, um einen auch für sie spannenden Tag gemeinsam mit der Jury beim Rheinbacher Dinner ausklingen zu lassen.
Text/Fotos: Tanja Durchholz